Beim Spalierobst handelt es sich um Obstbäume, die nur zweidimensional erzogen werden
Die verschiedenen Spalierformen werden durch die Fixierung der Zweige und durch einen speziellen Schnitt erreicht. Ist eine Erziehung an größeren Hauswänden gewünscht, eignen sich Obstarten, die auf stärker wachsenden Unterlagen veredelt sind. Für eine kleinere Spalierform mit einer Höhe von ca. 1,5 -2 m sollten Obstarten auf schwach wachsenden Unterlagen verwendet werden. Spalierbäume brauchen ein festes Gerüst aus Holz oder Draht, dass vor dem Pflanzen aufgestellt wird. Bei der Erstellung von Gerüsten an Wänden sollte auf genügend Abstand geachtet werden, damit die Triebe und Blätter gut belüftet werden können. Der Abstand der einzelnen waagrechten Etagen sollte ca. 50 cm betragen. Die Bindearbeiten werden nicht mit Draht, sondern mit elastischen Schlauchband aus PVC durchgeführt, um das Einschneiden ins Holz zu vermeiden.
Birnen und Pfirsiche vertragen die volle Mittagshitze und lieben südlich ausgerichtete Wände oder Plätze. Äpfel, Kirschen, Pflaumen und Aprikosen bevorzugen halbschattige nach Westen liegende Lagen, da sie so weniger an Aroma und Säure verlieren.
Besonders Äpfel und Birnen eigenen sich für die streng waagrechte Erziehung, während Aprikosen, Pfirsiche, Nektarinen und Kirschen eher einen lockeren, fächerförmigen Aufbau bevorzugen.
Die waagrechte Spaliererziehung
Eine einfache Form des Formspaliers ist der waagrechte Schnurbaum. Er kann im ein oder mehreren Etagen gezogen werden. Verwendet wird ein 1 – oder 2jähriger Obstbaum mit kurzem Stamm. Die untersten zwei Äste werden rechts und links am Gerüst oder Draht waagrecht gezogen und befestigt. Falls vorhanden, werden weitere Seitenäste entfernt oder wenn zwei weitere Seitenäste ca. 50 cm über den unteren stehen, ebenfalls waagrecht gebunden. Die Seitenäste werden auf eine nach unten zeigende Knospe zurückgeschnitten. Um eine zweite oder dritte Etage aufzubauen, lässt man einen Trieb in der Stammverlängerung stehen und schneidet ihn ca. 50 cm über der ersten Etage in der Höhe des zweiten waagrechten Drahtes ab. Hieraus entwickeln sich neue Triebe, von denen Mitte August zwei geeignete in die Waagrechte gezogen werden. Die anderen Triebe werden entfernt. Für weitere Etagen lässt man wieder einen Trieb in der Stamverlängerung stehen und wiederholt den beschriebenen Vorgang, bis die gewünschte Höhe erreicht ist.
Die Spaliererziehung als U-Form
Das U-Spalier stellt eine weitere Variante des waagrechten Schnurbaumes (siehe oben) als Formspalier dar. Die beiden zuerst waagrecht gezogenen Äste werden nach mindestens 25 cm Länge (je Ast) im 90 Grad Winkel am vorbereiteten Draht oder Holz in die Senkrechte geführt.
Dadurch wird die Ertragszone in die Höhe gezogen. Der Abstand zwischen den beiden gegenüber liegenden, senkrecht gezogenen Trieben sollte 50 cm nicht unterschreiten. Es können einfache, doppelte oder mehrfache U-Formen gezogen werden.
Erziehung als Fächerspalier
Das Fächerspalier ist eine einfache Form der Spaliererziehung, bei der ohne geometrisches Muster Seitenzweige an ein Gerüst befestigt werden. Der Haupttrieb wird beim Fächerspalier nicht senkrecht gezogen und eingekürzt, sondern leicht schräg gebunden. Dadurch wird die Entwicklung des Fruchtholzes gefördert. Zwei kräftige, senkrecht stehende Triebe, die sich an der Biegungsstelle bilden, werden nach links und rechts bogenförmig umgelegt und am Spaliergerüst befestigt. Sie werden nicht eingekürzt. Die anderen Triebe werden an der Ansatzstelle entfernt. So können mehrere “Etagen” aufgebaut werden. Vor allem Steinobstarten werden im Fächerspalier gezogen, da sie den Fruchtholzschnitt weniger vertragen als Kernobst. Fächerspaliere werden so ausgelichtet, dass die Früchte mit viel Licht versorgt sind. Dabei werden alle Konkurrenztriebe und nach innen wachsende, sich kreuzende und zu dicht wachsende Triebe entfernt.
Schnittmaßnahmen bei Spalierformen
Der Sommerschnitt ist dem Winterschnitt vorzuziehen, denn er schwächt die Wuchskraft des Baumes und genau das ist bei der Spaliererziehung erwünscht.
Im Juni werden die Triebe der Seitenäste (also die, die sich zwischen den Astetagen befinden) sobald diese etwa 20 cm lang sind, auf ca. 4 Knospen bzw. Blätter zurückgeschnitten. Dadurch wird die Belichtung sowie der Blütenansatz gefördert. Die neuen Triebe, die sich aus dieser Schnittmaßmahme entwickeln, werden wiederum nach ca. 4 Knospen bzw. Blättern entfernt. Daran bilden sich dann später die Blütenknospen. Direkt am Stamm wachsende, senkrechte Triebe werden entfernt.