Obstbäume

Obwohl sich jeder Obstbaum anders entwickelt, gibt es doch Gesetzmäßigkeiten, die für alle Obstarten zutreffen


Grundlegendes zu allen Obstbäumen

Die verschiedenen Triebformen sind für den Aufbau den Baumes, sowie für die Bildung von Blüten- und Blattknospen sehr wichtig. Das Erkennen der verschiedenen Knospen ist für den Obstbaumschnitt eine wichtige Voraussetzung, um gute Erträge zu erzielen.

Blütenknospen (oder Fruchtknospen):

Diese sind bei Kernobstarten rund und dick, bei Steinobstarten etwas kleiner und spitzer. Nur aus diesen Knospen entwickeln sich nach der Blüte die Früchte. Die Blütenknospen sitzen auf den sog. Fruchttrieben, die entweder waagrecht oder leicht schräg stehen.

Fruchtspieße:

Hierbei handelt es sich um ca. 20 cm lange Triebe, die häufig mit einer Knospe am Triebende besetzt sind (Terminalknospe). Aus ihr entwickeln sich ebenfalls Blüten und Früchte, deshalb werden diese Triebe nicht entfernt.

Blattknospen (oder Triebknospen):

Sie sind bei allen Kern- und Steinobstarten immer kleiner als die Blütenknospen. An ihnen entstehen bei steiler Stellung nach oben keine Blüten und Früchte.

Wasserschoße:

Hierbei handelt es sich um junge , sehr steil nach oben stehende Triebe. Diese müssen immer direkt an der Basis weggeschnitten werden.

Waagrechtbinden:

An jedem Trieb, der bei steilerer Stellung mit Hilfe von Schnüren oder durch Beschweren des Astes mit kleinen Gewichten, in eine waagrechte Stellung gebracht wird, bilden sich Blütenknospen, aus denen Früchte hervorgehen. Diese Maßnahme sollte am besten im Juni/Juli erfolgen.

 

 Möglichkeiten des Erziehungsschnitt (1.-3. Jahr):

Bei der Pyramidenkrone

Diese Erziehungsform ist bei fast allen Obstarten möglich (bei Pfirsichen, Nektarinen und Sauerkirschen ist die Hohlkrone vorteilhafter, s. unten).

Beim Kauf eines Obstbaumes in der Baumschule ist das Grundgerüst für die Pyramidenkrone i.d.R. bereits angelegt. Die 3-4 gleichmäßig verteilten Seitentriebe werden (falls von der Baumschule noch nicht geschnitten) gleichlang um ca. die Hälfte zurückgeschnitten, der Haupttrieb (Mitteltrieb) sollte nach dem Schnitt die Seitentriebe überragen. Der Schnitt sollte immer über einer nach außen gerichteten Knospe erfolgen. Andere kräftige Triebe, wenn vorhanden, werden entfernt. Auch die sogenannten Konkurrenztriebe, weiterer Triebe, die sich am Mitteltrieb gebildet haben. Die nächsten zwei Jahre werden die Seitentriebe und der Haupttrieb um ca. ein Viertel zurückgeschnitten. Alle waagrechten und leicht schräg stehenden Triebe werden nicht weggeschnitten, aus ihnen entwickeln sich Blüten und Früchte. Die Wasserschosse (s.o.) werden entfernt.

 

Bei der Hohlkrone

Diese Erziehungsform wird vor allem bei sehr lichtbedürftigen Obstarten wie z.B. bei Pfirsichen, Nektarine und Sauerkirschen angewendet. Hier werden ebenfalls 3-4 gleichmäßig am Haupttrieb verteilten Seitentriebe (falls von der Baumschule noch nicht geschnitten), gleichlang um ca. die Hälfte zurückgeschnitten. Der Schnitt sollte immer über einer nach außen gerichteten Knospe erfolgen. Direkt über dem obersten Seitentrieb wird der Haupttrieb (Mitteltrieb) entfernt. Die nächsten zwei Jahre werden die Seitentriebe um ca. ein Viertel zurückgeschnitten. Alle waagrechten und leicht schräg stehenden Triebe werden nicht weggeschnitten, an ihnen entwickeln sich Blüten und Früchte. Die Wasserschosse (s.o.) werden entfernt. Eine Pyramidenkrone kann auch später auf eine Hohlkrone umgestellt werden, indem man den Haupttrieb entfernt.

 

Beim Spindelbusch

Spindelbüsche werden nur 2-2,5 m hoch und haben eine kleine Krone. Voraussetzung dafür ist die Veredlung der Obstsorte auf einer schwach wachsenden Unterlage. Bei dem i.d.R. zweijährigen Obstbaum von der Baumschule werden die tiefer als 50 cm über dem Boden liegenden Triebe entfernt. Dann wird der Haupttrieb um ca. 1/4 zurückgeschnitten. Dieser bleibt in den nächsten 2-3 Jahren ungeschnitten. Die Seitentriebe werden nicht geschnitten und bei steilerer Stellung waagrecht gebunden(s. Waagrechtbinden oben).

 

Grundlegendes zum Pflegeschnitt (ab 3. Jahr)

Was wird geschnitten ?

Als erstes werden alle Wasserschoße an der Basis weggeschnitten. Dann die Triebe, die nach innen wachsen, diejenigen, die sich überkreuzen und die steil nach oben stehende Triebe. Stark nach unten hängende Äste, die bereits schon Früchte getragen haben, werden auf jüngere Triebe (falls vorhanden) mit Blütenknospen abgeleitet. Haben sich Konkurrenztriebe am Haupttrieb entwickelt, werden diese entfernt. Bei Bedarf können die 3-4 Seitentriebe (Leitäste) zugunsten eines mehr nach außen wachsenden Triebes abgesetzt werden, um eine bessere Belichtung zu erzielen.
Bei der Spindelerziehung werden nur die Wasserschoße entfernt und evtl. Seitentriebe, die sich im oberen Bereich zu stark entwichelt haben, um eine bessere Belichtung zu erzielen.

Was wird nicht geschnitten ?

Ungeschnitten bleiben alle jungen Triebe, die waagrecht oder auch leicht schräg stehen (auch die Triebe mit den dünneren Blattknospen, aus denen sich bei annähernd waagrechter Stellung Blütenknospen entwickeln), ebenso die kleineren Fruchtspieße. An diesen Trieben bilden sich die Früchte.

Wann wird geschnitten ?

Sommerschnitt: Im Juni bis Juli, sobald die Endknospen der neuen Triebe gut erkennbar sind. Ziel des Junischnittes ist es, ungünstig stehende, einjährige Triebe zu entfernen, die für den Aufbau des Baumes nicht benötigt werden. Die Wasserschoße werden ebenfalls weggeschnitten. Der Sommerschnitt ist für starkwachsende Obstarten vorteilhaft. Er hemmt das Triebwachstum und fördert Blüten- und Fruchtbildung. Es gibt auch die Möglichkeit, die Triebe zu reißen statt zu schneiden, dadurch werden die schlafenden Augen mit entfernt, es wächst i.d.R. nichts nach und die Wunden verheilen schneller. Das Reißen kann für alle Kernobstarten angewendet werden.

Winterschnitt: Der Schnitt ab November bis März führt zu der Bildung von Neutrieben und fördert die Fruchtgröße. Geschnitten wird an frostfreien Tagen.

Sommer- und Winterschnitt können kombiniert werden. Der Schnitt im Sommer bremst das Wachstum des Baumes, der Schnitt im Winter regt es an. Größere Schnittwunden werden, vor allem beim Steinobst, mit Lac Balsam verstrichen.

 

Schnitt der verschiedenen Obstarten

Apfel
Apfel

Apfel

Ein Ausdünnen der Früchte ist bei Äpfeln wichtig, da der Baum sonst überlastet ist, und im nächsten Jahr nur wenige Früchte ansetzt. Apfelsorten, die zu dieser sog. Alternanz neigen, sind Boskoop, Cox, Elstar und Ontario. Es sollten nach dem Ausdünnen im Juni etwa 10 Früchte pro Meter stehen bleiben. Äpfel sind selbst unfruchtbar, sie brauchen einen anderen Apfelbaum in der näheren Umgebung. Da Apfelbäume häufig angepflanzt werden, ist dies i.d.R. kein Problem.

 

Birne
Birne

Birne

Da Birnen starkwachsend sind, ist es ungünstig hier eine Hohlkrone zu erziehen, da der Saftdruck in den verbleibenden Seitentrieben zu hoch ist. Besser ist hier die Erziehung als Pyramidenkrone oder Spindel. Birnen benötigen eine Befruchtersorte, also einen Birnbaum in der näheren Umgebung, um einen guten Fruchtansatz zu fördern. Da Birnbäume häufig gepflanzt werden, sind i.d.R. Befruchtersorten in der näheren Umgebung vorhanden.

 

Nashi
Nashi

Nashi

Die Asienbirne ist seit einigen Jahren bei uns als Obstbaum im Handel. Sie ist im Geschmack und in der Konsistenz eine Mischung aus Apfel und Birne. Es ist empfehlenswert die Früchte bei zu starkem Behang auszudünnen, d.h., man läßt 2-3 Früchte pro Fruchtbüschel stehen und entfernt die restlichen, wenn diese etwa 2 cm groß sind. Die meisten Nashi-Sorten sind selbstfruchtbar, durch eine zweite Sorte oder Birnbäume (z.B. Williams Christ) wird der Ertrag erhöht.

 

Quitte
Quitte

Quitte

Hier kann man in der Baumschule zwischen Apfel- und Birnenquitten wählen. In Gegensatz zu Äpfel und Birnen kommen Quitten mit weniger Schnitt aus. Dabei ist auf einen luftigen Kronenaufbau ist zu achten und stark verästeltes, altes Fruchtholz auf jüngere Triebe abzuleiten. Quitten sind in den letzten Jahren wieder sehr gefragt und werden gerne z.B. zu Gelee oder Saft verarbeitet. Alle Quittensorten sind selbstfruchtbar.

 

Süßkirsche
Süßkirsche

Süßkirsche

Süßkirschen sind starkwachsend, deshalb ist von der Erziehung als Hohlkrone wegen des zu starken Saftdrucks abzuraten. Sie brauchen eine Befruchtersorte in der Nähe, eine Ausnahme bildet sie Sorte “Sunburst”, sie ist selbstfruchtbar. Süßkirschen nicht im Frühjahr, sondern im Sommer nach der Ernte schneiden. Die Reifezeit der Süßkirschen wird in die sogennanten Kirschwochen, von 1. Mai bis 15. August , eingeteilt. Insgsamt gibt es 7 Kirschwochen, eine Kirschwoche dauert allerdings 15 Tage.

 

Sauerkirsche
Sauerkirsche

Sauerkirsche

Bei Sauerkirschen ist es empfehlenswert eine Hohlkrone zu erziehen, da sie sehr lichtbedürftig sind. Sauerkirschen können großzügig geschnitten werden, da sie zum Verkahlen im unteren Kronenbereich neigen. Der beste Schnittzeitpunkt ist nach der Ernte im Sommer. Sind lange, peitschenartige Triebe vorhanden, werden diese entfernt oder wenn möglich, auf Jungtriebe am unteren Teil des Astes eingekürzt. Im Gegensatz zu Süßkirschen sind alle Sauerkirschsorten selbstfruchtbar.

 

Pflaume/Zwetschge
Pflaume/Zwetschge

Pflaume/Zwetschge

Durch intensive Züchtungen sind neuere Sorten im Handel, die widerstandsfähiger gegen die Scharkakrankheit sind. Dieser Virus kann nicht direkt bekämpft werden wird durch Blattläuse übertragen. Empfehlenswerte scharkatolerante Sorten sind bei den Zwetschgen “Haganta” (teilweise selbstfruchtbar) und “Hanita” (selbstfruchtbar). Die Befruchtungsverhältnisse sind bei Pflaumen und Zwetschgen unterschiedlich und variieren je nach Sorte. ”Geisenheimer Top” ist z.B. selbstfruchtbar.

 

Mirabelle
Mirabelle

Mirabelle

Die Mirabellen sind Frühblüher und sollten deshalb an einen geschützten Standort gepflanzt werden, um Frostschäden zu vermeiden. Sie sind eng mit den Zwetschgen verwand und werden deshalb auch gelbe Zwetschgen genannt. Eine sehr bekannte und bewährt Sorte ist die „Nancy Mirabelle“. Alle Mirabellen sind selbstfruchtbar und brauchen keine  weiteren Befruchter in der näheren Umgebung.

 

Pfirsich
Pfirsich/Nektarine

Pfirsich und Nektarine

Da Nektarinen und Pfirsiche sehr lichtbedürftig sind, wird die Hohlkrone als Erziehungsform und ein geschützter sonniger Standort bevorzugt. Bei diesen Obstarten läßt man die Fruchttriebe, die 3 Knospen nebeneinander haben, stehen. Die Fruchttriebe mit nur einer Knospe werden entfernt. Es ist ratsam nach wärmeren Temperaturen im Januar bzw. Februar, März und April, sobald die Knospen schwellen (dicker werden) mehrmals gegen die Kräuselkrankheit zu spritzen. Eine Bekämpfung bei ersten Symptomen oder auch nach der Blüte ist nicht mehr möglich.

 

Aprikose
Aprikose

Aprikose

Bei Aprikosenbäume sollte keine Hohlkrone erzogen werden, da sie stark wachsen. Sie werden wenig geschnitten und die Schnittwunden mit Lac Balsam behandelt. Auch von einer Stickstoffdüngung ist abzuraten. Aprikosen kommen früh zur Blüte und sind spätfrostgefährdet. Deshalb einen geschützten Standort in sonniger Lage auswählen, um auch regelmäßig eine reiche Ernte zu erzielen. Alle Sorten sind selbstfruchtbar, benötigen also keine Befruchtersorte.